DAS RIEMENSCHNEIDER HAUS
IST WÜRZBURGS ÄLTESTES HAUS
NACH 31 JAHREN WIEDER AUFGEBAUT
Riemenschneider-Wohnhaus
Würzburgs ältestes Bauwerk
Im Haus „Zum Wolfmannszichlein“, in das der junge
Riemenschneider einheiratete, dort auch mit seinen späteren
Frauen und Kindern lebte, schuf er seine großen Altäre,
und seine lieblichen Madonnen.
Nun tut sich einiges: Nach 31 Jahren Ruinendasein wird
es wieder aufgebaut. Viele Jahrhunderte haben an diesem
„Wolfmannszichlein“ herumgebaut: Barock, Reneissance,
Gotik und - wie man nun bei genauer Untersuchung
der Mauern weiß - selbst die frühe Romanik. Da das
aufgehende Mauerwerk dieser Zeit noch beträchtlich ist,
kann man mit Fug und Recht nun von Würzburgs ältestem
Haus sprechen, auch wenn es wieder aufgebaut ist.
Von der Renaissancezeit hat sich ein merkwürdiges mit
komplizierten Tauring - gestaltetes Kellerfenstergitter
erhalten. Aus der frühesten Zeit jedoch stammt eine
romanische Rundbogenpforte etwa dem 10. Jahrhundert
angehörend. Sie hat eine interessante Eigenheit:
die Türgewände waren für Riemenschneiders oder anderer
Vorfahren Weinfässer zu eng, deshalb wurden sie seitlich
ausgebaucht, wodurch die alte Pforte ein etwas weinseliges
Aussehen erhält. Das Wichtigste aber ist, daß der gesamte,
noch vorhandene Haussockel ein nach der Gassenseite hin
trapezförmig abgeschrägter Wohnturm ist (ca. 7 x 7 Meter).
Wohntürme gab es im Mittelalter in vielen Städten, besonders
schöne Türme dieser Art in Regensburg, Worms und Trier.
Für Würzburg ist es der nun noch einzige, aus römischer Zeit.
Das Mauerwerk des in der Barockzeit zum Teil,
abgebrochenen Wohnturms ist in seiner Art
typisch und gleich dem des Adabero-Domes
(heute Dom-Querschiff und Hochchor) um 1048.
Die Steine besitzen, ebenfalls wie am Dom,
in den Fugenverstrich eingekratzte Quaderformen.
An einer Stelle ist noch in Rottönen bemalter Quaderputz
mit Malerei vorhanden, wie sie ähnlich in der ottonischen
Chorkrypta der Festungskirche und im Prinzip auch - aus
der gleichen Zeit - eine prismatische Malerei in einem
romanischen Haus in der Sanderstraße vorhanden war,
die an Reichenau-Oberzell erinnerte.
Es wäre wirklich der Mühe wert, diese frühesten Zeugnisse
Würzburger Bürger-Wohnkultur und noch dazu am
Hause Riemenschneiders zu erhalten.
Wer hätte das vermutet: Riemenschneider
wohnte in einem romanischen Wohnturm,
der sogar noch in seinem Inneren eine gefaßte,
eingewölbte Quelle besitzt - unterhalb der Fässer,
die wohl mit ihrem Inhalt so manches Mal Knüpfel und
Schnitzmesser beflügeln mußten
in Meister Tilmans an schweren Stunden
nicht eben armen Leben.